Wolfsburger Allgemeine Zeitung, 20.05.2021

Der Wolfsburger Ratsherr Bastian Zimmermann (Die Linke) bemängelt die Mietmarktanalyse der Stadt. Es fehle ein Durchschnittswert, der den privaten Markt berücksichtige. Außerdem kritisiert er die Adler Group, die für Wohnraum in Vorsfelde ein Mindesteinkommen der Mieter forderte.

Wolfsburg. Irritierend und nicht repräsentativ genug: Bastian Zimmermann von der Ratsfraktion Linke und Piraten kritisiert mehrere Aspekte der kürzlich veröffentlichten Mietmarktanalyse der Stadt. Außerdem beanstandet er die Einkommensgrenze für Wohnungen in Vorsfelde.

Im Strategieausschuss sei der Eindruck entstanden, die Durchschnittsmiete in Wolfsburg betrage rund 6,36 Euro, findet Zimmermann. „Hier kann jedoch nicht von einer Wolfsburger Durchschnittsmiete gesprochen werden“, kritisiert der Ratsherr der Linken. Schließlich zählten in diesem Durchschnittswert ja nur die Wohnungen von Neuland, Volkswagen Immobilien (VWI) und Allertal, die rund zwei Drittel des Mietwohnungsmarkts ausmachen.
Zimmermann hingegen verweist auf die 33 Prozent, die nicht im Bestand der drei großen Wohnungsgesellschaften sind: „Hier liegen die Angebotsmieten laut N-Bank bei 9,10 Euro.“

Dabei seien die Werte schlecht zu vergleichen. Die Wohnungsgesellschaften gäben auch Einblick in die bestehenden Mietverhältnisse, die Mietangaben in Immobilienportalen bezögen sich nur auf Angebote, nicht auf den am Ende tatsächlich realisierten Preis und schon gar nicht auf bereits bestehende Mietverhältnisse. Deshalb könne man sie allenfalls mit den Neuvermietungen von Allertal, Neuland und VWI vergleichen: Die durchschnittliche Miete bei neu geschlossenen Verträge lag im vergangenen Jahr bei 7,18 Euro.

Bringt man auf diese Weise die Neumieten von Wohnungsgesellschaften und Privatanbietern zusammen, ergibt sich ein Schnitt von rund 7,80 Euro. „So eine Zahl hätte man ruhig mal in den Raum werfen können“, meint Zimmermann.

Als ein negatives Beispiel auf dem rein privaten Wohnungsmarkt verweist der Politiker auf die Adler Group in Vorsfelde. Es sei nicht sozial, dass hier bei Neuvermietungen ein Einkommensnachweis von 2200 Euro Netto erbracht werden muss, wie es die Gesellschaft auf einem Immobilienportal schreibt. „Ich beobachte bei Adler auch, dass Menschen Ängste haben, ihre Wohnungen zu verlieren“, sagt Zimmermann.
Auf WAZ-Nachfrage erklärt Vincent Pfeifer von der Adler Group: „Eine Einkommensgrenze legen wir nicht fix fest, diese war fehlerhaft in der Anzeige aufgeführt.“ Die Anzeige werde dementsprechend überarbeitet. Gleichzeitig betont Pfeifer aber, eine Einkommensgrenze sei ein „branchenübliches Bonitätskriterium“.

Für Bastian Zimmermann ist das eine faule Ausrede. Er geht davon aus, dass die Einkommensgrenze mindestens intern bei der Adler Group Anwendung finde und auch die Zahl auch nur aus der Anzeige entfernt werde, weil die Zeitung nachgefragt habe. „Und der Begriff ,branchenüblich’ ist für mich ein schwaches Argument. Nur weil alle anderen das so machen, muss man ja nicht mitziehen“, so Zimmermann.